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St. Hilarius, Freiburg-Ebnet
Die Pfarrkirche St. Hilarius in Freiburg-Ebnet steht oberhalb des Ortes am Südhang des Scheibenbergs. Vom Scheibenbergweg, kurz nach seiner Abzweigung von der Steinhalde, führt eine Steintreppe hinauf zum Friedhof Ebnet und zur Ostseite der Kirche mit Chor und Zwiebelturm.
Der Haupteingang befindet sich an der Westseite, ein Nebeneingang an der Südseite der Kirche.
Kirchenpatrone sind St. Hilarius und St. Remigius, ihre Namen „lassen vermuten, dass schon um 1000 ein Gotteshaus vorhanden war“
[Bernhard Maurer, 1995; Seite 347].
In seiner heutigen Form wurde
St. Hilarius als barocker Kirchenbau in den Jahren 1720 bis 1725 vom damaligen Ortsherrn Ferdinand Hartmann von Sickingen und seiner Gemahlin Maria Elisabeth erbaut.
St. Hilarius ist Pfarrkirche der Pfarrei St. Hilarius in der Katholischen Kirchengemeinde Freiburg Ost, Patrozinium am 13. Januar.
Äusseres der Kirche
Steigt man vom Scheibenbergweg über die Steintreppe hinauf zur Kirche, trifft man zunächst auf den schmalen Streifen des Ebneter Friedhofs, der südlichen der Kirche gelegen ist. Rechterhand fällt die Gedenkstätte für die Opfer der beiden Weltkrieg auf. Sie wurde 1953 wie eine offene Wegkapelle auf Vorschlag des Erzbischöflichen Oberbaurats Künkel an der Südseite der Haupt-Sakristei angebaut. [Hermann Brommer, 1981; Seite 15]
Der Weg führt weiter entlang der Kirchenwand mit der südlichen Seitenpforte der Kirche – an ihrem Korbbogen das Datum 1720 des Kirchenneubaus – bis zur Westfassade der Kirche und damit zu ihrem Haupteingang.
Die heutige Westfassade mit Erweiterung der Kirche, ein dem Kirchenschiff vorgelagerter Querbau, wurde 1906/1908 nach Zeichnungen und Angaben des damaligen erzbischöflichen Baurats und Münster-baumeisters Raimund Jebling (1853-1937) geschaffen. [Hermann Brommer, 1981; Seite 14]
An der Dachgestaltung des Querbaus, beispielsweise gesehen von der Straße Am Galgenberg, erkennt man deutlich die westlich dem Kirchenschiff vorgesetzte Erweiterung. Seine Fassade zum Friedhof hin wirkt recht schlicht, ein wenig aufgelockert durch die Rahmung des Eingangsportals und einem kleinen, darüber in der Wand eingelassenes Fensterauge.
Blick auf die Südostseite des Kirche, gesehen von der Hurstbrunnenstraße aus.
Der Turm
Auf der Nordseite des Chors auf einem spätgotischen Unterbau quadratischen Querschnitts ragt der dreigeschossige Glockenturm der Kirche empor, weit sichtbares Zeichen von Ebnet mit seiner wuchtigen Turmzwiebel und dem aufgesetzten, offenen Kreuz.
Auf der West- und Südseite des barocken Glockengeschosses zeigen über den Schalllöchern zwei Ziffernblätter der Turmuhr die Zeit an.
Die drei Glocken läuten noch heute mit dem „vollständig alten, einheitlichen, von einem Guß und Akkord stammenden … Geläut“, gestiftet 1699 von Ferdinand Hartmann von Sickingen, gegossen auf dem „Gut des Mathias Hettich neben dem Pfarrhof“.
[Brommer, 1981]
Foto links
Nordostseite des Turms, gesehen vom Scheibenbergweg,
Fotos rechts
Nordwestseite der Turmzwiebel und des Turmkreuzes, gesehen von der Straße Am Galgenberg
Innenraum der Kirche, Blick zum Chor und Altar
Auf dem Foto des Innenraums der Kirche wird der Blick auf den mächtige Hauptaltar im Chorraum gelenkt, auch zeigt es die liturgischen Elementen zur Feier der heiligen Messe vor den Bank-reihen der Gottesdienstbesucher: Altar und Ambo; Sitze des Zelebranten und der Ministri sowie das Tabernakel.
Im Chorraum vor dem Hauptaltar steht seit der Kirchenneugestaltung 1979/81 der von Frido Lehr geschaffene Zelebrationsaltar. Den Tischfuß formte er als Stamm Jesse, aus dessen verschlungenen Zweigen ein achtblättrige Rose entspringt.
Rechts vor dem Chorraum steht der ebenfalls von Frido Lehr geschaffene Lesepult. Der Pult gleicht einer sich öffnenden Frucht, herausgetrieben aus einem in einem Blattkelch endenden Halm.
An der Wand rechts neben dem Chorbogen sieht man die neuzeitliche Kopie einer Barockmadonna.
Maria trägt das Jesus-Kind im Arm, den Erlöser der das Böse besiegt
Die linke Wand neben dem Chorbogen trägt ein Tabernakel und ein Tabernakel-Podest, geschaffen 2002 als Bronzeguss von Benedikt Schaufelberger.
Ebenfalls geschaffen von Benedikt Schaufelberger, aus dem Jahr 1993, der bronzene Osterleuchter „Jonas, vom Fisch ausgespien, trägt die Osterkerze“: Hoch aufgerichtet der Fisch, auf den gestreckten Händen hält Jonas den Teller empor, der die Osterkerze trägt. Das Motiv bezieht sich auf Erzählungen im Matthäus- und Lukas-Evangelien (Mt 12,38-40 sowie 16,1-4 und Lk 11,29-30). Jeus verweigert darin geforderte Zeichen seiner himmlischen Autorität und verweist auf seine Auferstehung: „wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein“ (Mt 12,40)
Links vor dem Osterleuchter steht der neuromanische Taufstein von 1847.
„Ziel- und Quellpunkt des Kirchenraums“ ist der Hochaltar in seiner Schwarz-Gold-Fassung, heute aufgelockert durch rotmarmorierte Partien, so die links und rechts gestaffelt stehenden zwei korinthischen Säulen. Sie tragen den Bogen vor dem in der Gnadensonne „das silbern umwölkte, brennende, kreuztragende Herz Jesu auf-leuchtet“. [Brommer, 1981] Links und rechts davon je ein Rokoko-Engelskind des Schwarzwälder Künstlers Matthias Faller. Sie stammen von einem ehemaligen Seitenaltar, der schon 1843 entfernt wurde.
Altar-Foto
© Archiv von Adolf und Sabine Schmid, Ebnet
Das große Hochaltarbild, geschaffen 1730 von Franz Bernhard Altenburger, zeigt die beiden Kirchenpatrone, Hilarius und Remigius. In der Darstellung von Altenburger sind sie die Vermittler zwischen der Gottesmutter, Maria, der darüber thronenden Dreifaltigkeit und dem Ort Ebnet, dargestellt durch einen von Engelsputten aufgerollten Ortsplan.
St. Remigius ist in prächtigem Brokatgewand dargestellt, vor der linken Hand der Bischofstag, eine Buch, eine Taube und ein Salbengefäß. St. Hilarius wird durch seinen Blick nach oben zu Maria und die nach unten weisende Geste der linken Hand als Fürsprecher der Gemeinde Ebnet dargestellt.
An der Nordwand des Langhauses über den Kreuzwegtafeln ist eine alte Prozessions-Tragefigur angebracht – ein Darstellung des Kirchenpatrons St. Hilarius.
In den Jahren 1983/39 erhielt die Kirche sieben neuen Glasfenster. Drei davon sind vom Geistlichen Rat Dr. Frey, Wien, gebürtig aus Ebnet, gestiftet, unter anderem das „Letzte Abendmahl“ – Foto rechts. Gestaltet wurden diese Fenster von Hans Georg Stritt.
Ehemaliges Altarbild von Benedikt Gambs
über der südlichen Eingangstür
Das Gemälde über der südlichen Eingangstür stammt wohl von dem 1750 in Auftrag gegebenen Rokoko-Seitenaltar. Seine St. Agatha- und Barbara-Statuen, geschaffen von Mathias Faller, gingen 1908 durch Verkauf an das Augustinermuseum [Hermann Brommer, S. 20], das kleine Altarbild blieb in St. Hilarius.
Dieses "ekstatisch bewegte, feinnervig gemalte Rokokobild" kann sicher dem in Ebnet verheirateten Künstler Benedikt Gambs (um 1703 – 1751) zugewiesen werden:
"Mit dicken, kräftig ver-schatteten Wolkenballungen baute B. Gambs im Zickzack sein Bild vom hl. Sebastian am Marterpfahl, einer Märtyrin (vielleicht der vorher am Nebenaltar verehrten hl. Aurelia) und dem stigmatisierten Franziskus auf, die vom Gnaden-strahl der im oberen Bildfeld schwebenden Dreifaltigkeit getroffen werden." [Hermann Brommer, S. 20]
Innenraum der Kirche, Blick vom Chor nach Westen zum Haupteingang, auf der Empore die Orgel "in neuer, gefälliger Gehäuseform" [Hermann Brommer, S. 16] von 1960/62
Morgendlicher Blick auf die Kirche und die Kanone am Ende des Scheibenbergwegs
Patrozinium
Der 13. Januar ist der Gedenktag von St. Hilarius, Bischof von Poitiers. An einem Sonntag, entweder genau an diesem Gedenktag oder an einem darauf folgenden Sonntag, wird von der Pfarrei das Patrozinium, Hilariusfest, gefeiert.
Das Fest wird traditionell von Böllerschüssen begleitet, die Kanone dafür und die Kanoniere sind am Ende des Scheibenbergwegs postiert (siehe Foto). Nach dem Weckschuss um 8 Uhr folgen um 9.30 Uhr drei Schüsse zum zu Beginn des Festgottesdienstes in der Kirche St. Hilaius, zwei bei der Wandlung, drei beim „Großer Gott wir loben Dich“ und nochmals zwei, wenn sich die Musik auf dem Weg von der Kirche zur Dreisamhalle macht. Dort ist zum Frühschoppen mit Frühschoppenkonzert eingeladen, ab 12 Uhr gibt es Mittagessen. Der Musikverein, der Kindergarten St. Franziskus, der Kirchenchor und die KJG gestalten dann ein Nachmittagsprogramm, bei dem es Kaffee und Kuchen gibt.
Während der Weihnachtszeit geben Weihnachtsbäume dem Chorraum einen besonderen Akzent. Die Weihnachtsgeschichte wird rechts vor dem Chorbogen mit Landschaft, Unterkunft und Personen figürlich erzählt.
Während der Passionszeit hängt regelmäßig ein Hungertuch im Chor-Eingangsbogen. 2019 ist das Hungertuch entworfen und gestaltet vom Künstler Uwe Appold aus Flensburg. Er gab ihm dem Namen "Mensch, wo bist du?".
Auf blauem Hintergrund eine Erdspur – Erde aus dem Garten Gethsemane – mit zwölf rot hervorge-hobenen Steinen. Im Zentrum, im goldgelben Kreis, ein unfertiges Haus. Rechts am unteren Bildrand eine rot-blau bekleidete Gestalt, die ihre Arme erhebt.
Friedensandacht am Friedenskreuz
Seit 1995 begeht die Pfarrei in ökumenischer Verbundenheit mit der Auferstehungsgemeinde in Freiburg-Littenweiler am Sonntag nach Pfingsten eine Friedensandacht am Friedenskreuz auf dem Galgenberg, um in jeweils aktueller Sicht zu bedenken, was Frieden beinhaltet.
Fronleichnam
Im zweijährigen Rhythmus feiert die Pfarrei das Fronleichnamsfest in Ebnet. Es beginnt ist mit dem „Open-Air“ Gottesdienst am Feuerwehrhaus. Die Prozession führt dann über die Bruggastraße- Hornbühl-Zartener Straße-Bruggastraße bis in die Schwarzwaldstraße und weiter in die Steinhalde bis zum letzten Altar am Dorfbrunnen. Im Anschluss findet unser Pfarrfest unter der Mitwirkung der Ebneter Vereine, dem Kirchenchor, der KJG und unserem Kindergarten St. Franziskus im Pfarrgarten statt.
Daten entnommen weitgehend aus: Schmid, Adolf: Ebnet im Dreisamtal – Mosaiksteine zur Geschichte des heutigen Freiburger; 1999
1353Eine Ortskapelle in Ebnet als Filialkirche von Kirchzarten ist nachweisbar.
1463Urkunde im Pfarrarchiv Kirchzarten, in der die Verpflichtung steht, regelmäßig in Ebnet Gottesdienst
abzuhalten.
1473Vermutlich Errichtung einer gotischen Kirche – Turmunterbau und Sakramentshäuschen der heutigen
Kirche stammen aus dieser Zeit.
1632Ebnet wird selbständige Pfarrei, Patrone: Hilarius und Remigius.
1720Freiherr Ferdinand Hartmann von Sickingen-Hohenberg erteilt den Auftrag zum Kirchenneubau:
Verlängerung und Neubau des Langhauses und Barockisierung.
Hinweise auf die Erbauer in der Kirche: Ortsherrn Ferdinand Hartmann von Sickingen und seiner Gemahlin Maria Elisabeth
Foto links: Wappen von Ferdinand Hartmann von Sickingen (5 silberne Schneeballen) und seiner Gemahlin Maria Elisabeth über dem Chorbogen
Foto rechts: Tafel im Chorraum mit dem Hinweis auf die Gruft der ehemaligen Ortsherrn von Sickingen
1725Weihe der barocken Kirche durch den Konstanzer Weihbischof von
Sirgenstein.
Foto unten: Kirchenschiff mit Blick zum Chor, vermutlich um 1900
1906/08Erweiterung des Langhauses:
„wie ein Querhaus dem
Kirchenschiff westlich vor-
geschalteter Erweiterungsbau“
mit Eingangs-Eingangsportal.
[Brommer, 1981]
1979/81Kirchenneugestaltung, u.a.
neuer Zelebrationsaltar und
Lesepult (Ambo).
Bild rechts: Gemälde von August Feyel, 1948: Kirchturm von St. Hilarius vom Süden aus gesehen.
Foto des Gemäldes: Martin Kuhn.
Blick von Littenweiler, Grottenweg, über das Tal hinweg nach Ebnet und zur Kirche St. Hilarius; hinter der Kirche das Haus des Kindergartens St. Franziskus und die Baustelle Scheibenbergweg 17
Links und Literatur
Januar 2021