St. Peter und Paul, Freiburg-Kappel

St. Peter und Paul

Die Pfarrkirche St. Peter und Paul gesehen vom Westhang des "Kamelbergs" aus

Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul in Freiburg-Kappel, Peterhof 6, errichtet in der heutigen Form in den Jahren 1746 bis 1749, steht am Ost-Berghang des Kappler Tals – Petersberg – oberhalb des Dorfs in der Nordwest-Ecke des Kappler Friedhofs. Ausgerichtet ist die Kirche in Süd-Nord-Richtung mit dem Chor auf der Nordseite und dem Dachreiterturm auf der Südseite. Geweiht ist die Kirche den Aposteln Petrus und Paulus.
Die Pfarrei St. Peter und Paul gehört zur Katholischen Kirchen-gemeinde Freiburg Ost. Das Gemeindeheim der Pfarrei – ein historisches Schwarzwaldhaus – steht südwestlich vom Kircheneingang, Peterhof 8.

Lage der Kirche auf einem Kartenausschnitt von OpenStreetMap

St. Peter und Paul
St. Peter und Paul

Foto links: West- und Südseite der Kirche, gesehen von der Auffahrt zum Gemeinde-heim aus
Foto rechts: Dachturmreiter, gesehen von der Ecke Großtalstraße/Am Sägplatz aus
Die Nischen an der Südfassade über dem Eingang waren vermutlich für Statuen der Kirchenpatrone Peter und Paul vorgesehen. Der Dachreiterturm der Pfarrkirche zeigt die ursprüngliche Form vom 1747, er wurde 1962 neu aufgesetzt und beherbergt ein Geläut mit drei Glocken (c - d - f).

Errichtet wurde die Kirche von Johannes William (1702-1764), der schon beim Klosterneubau von St. Peter mitgewirkt hatte. Er verwendete Pläne von 1739, die der Baudirektor der Deutschordenskommende, Johann Caspar Bagnato (1696-1757), erstellt hatte. Willam musste sie jedoch stark vereinfachen. So wurde das Langhaus gegenüber den ursprünglichen Plänen verkürzt, die Außen- und Innenwände ganz schlicht gehalten.

Kirchenraum

Nach dem Betreten der Kirche durch den südlichen Haupteingang zeigt sich der barocke Charakter der Kirche: Der Hauptaltar im Chorraum sowie die zwei Seitenaltäre vor dem Chorraum vermitteln diesen Eindruck in dem ansonsten schlicht gehaltenen Langhaus und Chor.

St. Peter und Paul

Chor und Innenraum der Pfarrkirche gesehen vom Haupteingang aus

Chor und Hauptaltar

Der Hauptaltar im Chorraum veränderte sich zwischen 1754 und 1954 zu seiner heutigen Fassung. [Daten und Informationen: Hermann Brommer, Seite 17-18]

1754wurde vom Freiburger Predigerkloster ein Altaraufbau nach Kappel verkauft, er bildet wohl den
Rahmen des heutigen Choraltars.
1874erstellt der Maler Dominik Weber (1819-1887) das Altarbild mit den beiden Kirchenpatronen
Peter und Paul.
1953wurde das heutige Tabernakel aus der Pfarrkirche Neukirch (Hochschwarzwald) übernommen. Es ist
ein Werk des Meisters Matthias Faller (1707-1791), das er 1731 für seine Heimatgemeinde
geschaffen hat.
1954fertigte der Freiburger Bildhauer Wilhelm Amann (1884-1961) die am Altarrahmen angesetzten
„Backen“.

St. Peter und Paul
St. Peter und Paul

Fotos links:
Chorraum mit Hauptaltar und Altarbild von Dominik Weber,
St. Peter hält das Schwert als Zeichen seines Martyriums

Foto rechts:
Tabernakel von Matthias Faller
 

St. Peter und Paul

Marienaltar

Das Zentrum des Marienaltars, des linken Seitenaltars, bildet eine spätgotische „Mondsichelmadonna“. Diese Darstellung von Maria bezieht sich auf den Vers 12,1 in der Offenbarung des Johannes: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, unter ihren Füßen der Mond.“

St. Peter und Paul

Das Gnadenbild der „Mondsichelmadonna“ stammt aus der Werkstatt des Hans Wydyz (in Freiburg von 1497-1510) aus der Zeit um 1505, allerdings erhielt die 85cm hohe Figur neuzeitliche Ergänzungen – so des Kind mit Krone und Zepter – und wurde stark übermalt. [Wikipedia, Hans Wydyz]

Die heutige Umrahmung des Gnadenbilds der „Mondsichelmadonna“ wurde 1755 von der Kappler Marienbruderschaft in Auftrag gegeben. Die Figuren links und rechts des Altars, hl. Sebastian und Blasius von Sebaste, sowie die Engelskinder „und andere“ Schnitzereien werden Johann Baptist Sellinger (1714-1779) zugeschrieben.

St. Peter und Paul

Foto links:
Umrahmung des Gnadenbilds mit dem hl. Sebastian und hl. Blasius

Fotos rechts:
Agatha von Catania auf dem oberen Altarbild und das rechte Engelkind auf der Rahmen-brüstung rechts daneben
 

St. Peter und Paul
St. Peter und Paul

Das obere Altarbild gibt die hl. Agatha von Catania wieder. Als Attribut und Hinweis auf ihr Martyrium hält sie in der rechten Hand einen Palmenzweig und eine Fackel sowie in der linken eine Schüssel mit ihren Brüsten. Gemalt wurde das Bild vermutlich von Johann Brachert (gest. 1762).

St.-Anna-Altar

Im Zentrum des St.-Anna-Altars, des erst 1767 beschafften rechten Seitenaltars, steht eine „Anna selbdritt“-Skulptur mit der heiligen Mutter Anna, ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Der Altar ist in seiner Gestalt dem linken Seiten-altar angeglichen.

St. Peter und Paul
St. Peter und Paul
St. Peter und Paul

Das Gnadenbild ist ver-mutlich von J.Chr. Wentzingers (1710-1797) Mitarbeiter, dem Freiburger Bildhauer F.A.X. Hauser (1712-1772), nach einem Entwurf von Wentzinger geschaffen wurde.

Die Figuren neben dem Altarbild zeigen rechts den hl. Joseph mit Kind und links den hl. Johann Nepomuk. Als elegante Rokokoarbeiten sind sie dem Wentzinger-Schüler Fidel Sporer (1731-1811) zuzuschreiben [Hermann Brommer, 1979, Seite 8].

Das obere Altarbild gibt den Dämonenkampf des Erzengels Michael wieder, den die Offenbarung des Johannes (Offb 12,7) erzählt: „Da begann ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen Krieg zu führen. Der Drache und sein Engel kämpften, aber er vermochte nichts und es gab keinen Ort mehr im Himmel für sie.“
Geschaffen wurde das Bild von F.J. Rösch (1724-1777) nach dem Vorbild des Michaelsbildes von Guido Reni (1575-1642) in der Santa Maria Immacolata a Via Veneto von Rom.

Raum der Versöhnung

Unter der Empore, rechts neben der Eingangstür, stand bis zum Jahr 2014 ein „geräumiger Beichtstuhl aus dunklem Massivholz“. Er wurde entfernt und eine Projektgruppe aus Mitgliedern der Gemeinde plante, entwarf und gestaltete in der frei gewordenen Wand eine in Kreuzform gestaltete „Versöhnungsnische“. In ihr schließen die vier Wortfelder „mich versöhnen“ „mit Gott“, „mit dem Nächsten“, „mit mir selbst“ ein Kreuz ein.

St. Peter und Paul
St. Peter und Paul
St. Peter und Paul

Details im Langhauses

St. Peter und Paul

Orgel

Die derzeitige Orgel, es ist bereits die 3. Orgel der Kirche, besitzt zwei Manuale und 18 Register.
Erstellt wurde sie 1980 von der Orgelbauanstalt Johannes Rohlf in Ostfildern-Ruit unter Mitwirkung der Erzbischöflichen Orgelbauinspektion. Es ist bereits die 3. Orgel der Kirche.

St. Peter und Paul

Deckenbild

Bei der Neugestaltung der Kircheninnenraums 1889/1900 schufen die Freiburger Maler Otto Endres und sein Bruder Anselm Deckenbilder im Chor und im Langhaus. Im Langhaus ein Medaillon mit der Bekehrung des Saulus vor Damaskus (Apg 9,1-7): „… da umstrahlte ihn [Saulus] plötzlich ein Licht vom Himmel. Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die ihm zurief: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er fragte: Wer bist du, Herr? Dieser antwortete: Ich bin Jesus, den du verfolgst. … Seine Reisegefährten standen sprachlos da. Sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand.“

St. Peter und Paul
St. Peter und Paul

Ehemaliges Chorbogenkreuz

Großes Kruzifix an der Nordwand des Langhauses, ehemaliges Chorbogenkreuz aus dem 16. Jahrhundert.

Auf dem historischen Foto mit der Kircheninnenansicht ist es, hängend unter dem Chorbogen, zu erkennen.

St. Peter und Paul

Hl. Agatha

Die kleine Holzskulptur an der rechten Langhauswand zwischen Kanzel und St.-Anna-Altar über der Grabplatte des 1748 verstorbenen Kirchenbaupfarrers Caspar Schrenk stellt die hl. Agatha von Catania dar.

Die kleine Figur wurde im Augustinermuseum Freiburg untersucht und konserviert. Sie ist ein Werk des frühen 18. Jahrhunderts und von den Stileigenheiten her eine typische Arbeit des Freiburger Barockbildhauers Andreas Hochsing.

In Kappel genießt die Hl. Agatha von alters her besondere Verehrung, unter den Prozessionstragefigur des 18. Jahrhunderts befand sich auch eine Agatha-Statuette. Es wird erzählt, dass die Büste der Nothelferin Agatha am Ende des 19. Jahrhunderts von der Berglehofbäuerin der Kirche nach Rettung vor Brandstiftung gestiftet wurde. [Hermann Brommer, 1979, Seite 16]

St. Peter und Paul

Westseite der Pfarrkirche mit Dachreiterturm, gesehen vom Sigelbachweg aus

Historisches zur Pfarrgemeinde und zur Pfarrkirche

1272Die Deutschordenskommende in Freiburg kauft den Besitz der Herrn von Rötteln im Tal von Kappel
mit allen Kirchenrechten, eine kleine Kirche stand zu dieser Zeit wohl schon.
1713Verwüstung der Kirche bei der Belagerung von Freiburg.

Bilder aus Wikipedia:
St. Peter und Paul
Aufriss Bagnato
St. Peter und Paul
Aufriss Willam

1736Der Baumeister der Deutschordenskommende,
Johann Caspar Bagnato (1696-1757), begutachtet die
baufällige Kirche und erstellt den Plan für einen Neubau der
Kirche.
1739Abbruch der Kirche, anschließende Rechtsstreitigkeiten ver-
hindern den von J.K. Bagnato entworfenen Neubau.
1746Die Konstanzer Kurie verfügt einen stark reduzierten Kirchen-
bau unter der Aufsicht von Johannes William (1702-1764). Er
hatte schon am Klosterneubau von St. Peter teilgenommen.
1749Am 23. August wird der Altar vom Konstanzer Weihbischof
Franziskus Carolus Joseph Fugger von Kirchberg geweiht und
die Kirche ihrer Bestimmung übergeben.

St. Peter und Paul
Kircheninnenraum nach der Renovierung 1898/1900, Datum nicht bekannt / Archiv: Herr Ernst Ehemann, Freiburg-Kappel

1767Pfarrangehörige stiften den neuen

St.-Anna-Altar.

1898/1900Neugestaltung des Kircheninnen-

raums, neue Orgel, finanziert durch eine beträchtliche Stiftung des Kreuzwirts Peter Steiert (1820-1903).

1953Kirchenrestaurierung unter Pfarrer

J. Gebert; Tabernakel, Matthias Faller (1707-1791), übernommen aus Neukirch (Hochschwarzwald).

1962Außenrenovation der Kirche, Umbau und

Vergrößerung des Sakristei-Häuschen, neuer Dachreiterturm in der alten Form von 1747.

1978Innenrenovation der Kirche, Neubau

der Orgelempore, neue Orgel, Chorraum-ausstattung (B. Schaufelberger, Kappel) unter Pfarrer H. Ballach.

2014Der Beichtstuhl neben der Haupteingangstür wird entfernt und die frei gewordene Wand von einer

Projektgruppe aus Mitgliedern der Gemeinde als „Versöhnungsnische“ gestaltet und von der Gruppe am Sonntag, den 28. September 2014, vorgestellt.

Links / Literatur

März 2021