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Euthanasie Mahnmal – Zarten
Seit 2021 steht im Garten der St. Johannes-Kapelle von Kirchzartener Ortsteil Zarten ein Mahnmal zum Gedenken an die Euthanasie-Opfer aus Gemeinden des Dreisamtals. Im Rassenwahn der Nazidiktatur wurden sie als „unwert“ erklärt und in den Jahren 1940/41 in Gaskammern getötet.
Eine Stele nennt die Namen der Opfer und eine Bodenskulptur weist auf die entwürdigende, menschenver-achtende Einstellung der dafür Verantwortlichen hin, beide geschaffen vom Künstler und Steinbildhauer Daniel Rösch, Stegen, und seinem Team.
Seit dem Schuljahr 2018/19 befasste sich sieben Schüler und Schülerinnen der Geschichts-AG am Kolleg St. Sebastian, Stegen, mit ihrem Lehrer Claudius Heitz mit den Verbrechen der Naziherrschaft. Ein Schwerpunkt der Auseinandersetzung mit diesen Verbrechen wurde der Mord an Kranken und Menschen mit Behinderung, zynisch als „Euthanasie“ – griechisch „der gute Tod“ – bezeichnet. Gegenüber den Angehörigen nannten die National-sozialisten gefälschte Todesursachen. An diese „vergessenen Opfer“ wollte die AG mit einem Denkmal erinnern.
Sie fand sofort Unterstützung bei Franz Asal vom Förderverein der St. Johannes-Kapelle und beim Zartener Bürgerverein. Bildhauer Daniel Rösch zeigte sich sofort begeistert und half neben der konzeptionellen Arbeit an einem künstlerischen Entwurf kräftig bei der Sponsorensuche mit. Mit Hilfe der Gemeinden des Dreisamtals, der Kirche und vielen Einzelspendern konnte das Vorhaben schließlich umgesetzt werden.“ [Erich Krieger]
Am 24. Juli 2021 wurde das Mahnmal in einem Festakt unter Beteiligung der Gemeinden des Dreisamtals eingeweiht. Weihbischof Peter Birkhofer „rief dazu auf: ‚Schaut tiefer hin! Bleibt nicht beim Mahnmal stehen. Ehren wir das Andenken, aber werden wir immer aktiv, wenn andere ausgegrenzt werden.‘“ [Gerhard Lück]
Die 1,46 m hohe Stele und die Bodenskulptur – rund 1,20 m an ihrer breitesten Stelle – schuf Daniel Rösch aus Schwedisch-Schwarz (ein schwedischer Naturstein).
Zur Bodenskulptur schreibt Erich Krieger:
„Daniel Rösch empfand die zwanghafte Ent-kleidung der Opfer in Grafeneck als besonders erniedrigend. Diese ihre letzte persönliche Habe mussten die Deportierten damals sofort nach ihrer Einlieferung ablegen. Er stöberte erfolgreich auf Dachböden und Scheunen von Bauernhöfen in der Gegend nach Kleidungsstücken, Schuhen und sonstigen Utensilien aus der Zeit und fertigte daraus einen achtlos zusammengeworfenen Haufen. Dieser diente als Modell und wurde digital dreidimensional vermessen. Die Konturen wurden aus einem passenden Steinblock grob ausgefräst und zusammen mit seinen Mitarbeitern in zusammen 750 Arbeitsstunden manuell feinbearbeitet.“
Oktober 2022