St. Nikolaus – Schluchsee

St.Nikolaus

Gemeinde Schluchsee mit der Katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus gesehen vom Jägergutweg auf der gegenüberliegenden Schluchsee-Seite

Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Schluchsee, Kirchplatz 6, ist mit ihrem Kirchturm das alles überragende Bauwerk des Ortskerns und wirkt als eine Landmarke vom Schluchsee aus.
Schutzpatron der Kirche ist der heilige Nikolaus. Ihm war schon 1095 eine Kapelle geweiht, die wohl auf dem Geländerücken hinter der Amalienruhe (Wolfsgrund) stand.

St.Nikolaus

Der heutige Bau wurde nach dem Abriss der Vorgängerkirche 1979/80 unter Einbe-ziehung des alten, denkmalgeschützten Kirchturms neu errichtet.
In den Neubau wurden aus der Vorgängerkirche integriert: der Flügelaltar, Teile der Farbfenster, die Eckteile und die Platte des Altartisches, der Taufstein sowie Heiligenfiguren. Die Weihe der Kirche erfolgte am 26. September 1982 durch den Weihbischof Dr. Karl Gnädiger aus Freiburg.

Das Gotteshaus ist Gemeindekirche der katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus, Schluchsee, die Teil der Seelsorgeeinheit östlicher Hochschwarzwald ist.

St.Nikolaus
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Fotos links:
Ansichten von Turm
und Kirchen-Nordseite,
gesehen vom Kirchplatz 1
aus und vom Dresselbacher
Weg


Foto rechts:
Östliches Außenfenster mit
der Kugel, in der im Kirchen-
inneren eine Kreuzweg-
station gestaltet ist
 

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Hauptportal

Zwischen den Türen des Hauptportals gestaltete Helmut Lutz einen Kinderreigen um die Würdezeichen – Mitra und Krummstab – des Kirchenpatrons St. Nikolaus

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Der Altarbezirk

Den Altarbezirk der Kirche gestaltete der Bildhauer Helmut Lutz. Zwei Stufen führen vom Kirchenraum zu ihm hinauf. Seine Rückseite wird bestimmt durch den neugotische Flügelaltar von 1896, davor steht der Altartisch und rechts von ihm, vor dem erhöhten Priestersitz, erhebt sich der Ambo. Als Gegenstück dazu steht links vom Altartisch auf einem mit Blumen verzierten Betonsockel eine Marienfigur von 1897.

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Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus, Schluchsee: Hochaltar

Der Hochaltar

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Der Flügelaltar stammt aus der Vorgängerkirche. Er wurde nach Skizzen des erzbischöflichen Baudirektors Max Meckel im Stil mittelalterlicher Altäre durch den Bildhauer August Schädler aus Sigmaringen gechaffen. Heute steht er als Hochaltar auf einer Beton-Stele, die von zwei Engel flankiert ist. Diese präsentieren zwischen sich das Tabernakel und scheinen mit ihren Flügeln den Altarschrein zu tragen. Links und rechts des Flügelaltars hat Helmut Lutz zwei stilisierte Lebensbäumen gestaltet. Aus ihren viereckigen Kronen – wie die Stämme gegossen aus Beton – sind Frucht- und Blättermotive nach vorne geklappt: Zweige und Blätter geschnitzt aus Lindenholz und jeweils 6 Früchte aus Metall.

St.Nikolaus
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Im Zentrum des Hochaltar-schrein, über dem Taber-nakel, öffnet sich die Aussetzungsnische für die Monstranz. Die Haupt-szenen des Schreins zeigen links von der Nische die Verkündigung des Engels Gabriels an Maria, wie sie im Lukasevangelium im 1. Kapitel, die Verse 26-38, erzählt wird, und rechts die „Weihnachtszene“ im Stall von Bethlehem, nach Vers 7 im 2. Lukas-Kapitel, mit Ochs und Esel.

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Auf den beiden Innenseiten der aufgeklappten Altarlügel stehen vor einem Goldgrund die Reliefdarstellungen des hl. Konrad, Bischof von Konstanz, zweiter Patron der Erzdiözese Freiburg; des hl. Nikolaus, Patron der Kirche; des hl. Blasius, Patron des Benediktiner-Klosters St. Blasius sowie des hl. Benedikt, dem Ordensvater des Klosters St. Blasius. Während der Fastenzeit werden die Flügel geschlossen. Ihrer Rückseite zeigt dann ein Gemälde von J. Schultis 1906 mit der hl. Barbara, dem hl. Antonius von Padua, dem hl. Aloysius von Ganzaga und der hl. Agnes.

Innenseite des rechten Altar-Seitenflügels

St.Nikolaus
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Heilige auf den
Fotos links (linker Flügel):
hl. Blasius, hl. Benedikt
Fotos rechts (rechter Flügel):
hl. Konrad, hl. Nikolaus
 

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Die Tabernakel-Türen sind mit den vergoldeten Symbolen der vier Evangelisten verziert: der Engel mit Schriftrolle für Matthäus, der geflügelte Stier für Lukas, der Adler für Johannis, der geflügelte Löwe für Markus. Als Zeichen der Gegenwart Christ im gewandelten Brot, aufbewahrt im Tabernakel, brennt in seiner Nähe – links in der hängenden Ampel – Tag und Nacht das Ewige Licht.

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Engelsboten präsentieren Tabernakel und Hochaltarschrein

fenster

Fenster

Die Glaswände links und rechts vom Eingang und vom Altarbezirk bestehen in ihrem unteren Teil aus einer Milchverglasungen mit den waagrecht darüber liegenden alten Fenstern der ehemaligen Kirche mit ihren bunten Mustern. Ausdruck und Gewicht geben den Fenstern, die in ihnen vom Boden aufragenden, handartigen Betonstreben, die zwischen ihren Händen die Kreuzwegkugeln umfangen.

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An der Südseite des Kirchenraums, links und rechts auf dem Altarbezirk, sind zwei alte Kirchenfenster eingelassen: links ein originales Chorfenster der alten Kirche mit der Darstellung eines Gnadenstuhls und rechts ein farbiges Fenster mit kreisförmigem Durchblick nach draußen.

Kreuzweg

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1. Station des Kreuzwegs: Jesus wird zum Tode verurteilt

Ausdruckstark und den Kirchenraum bestimmend ist der sehr besondere Kreuzweg von St. Nikolaus. Geschaffen wurde er von den Künstler Helmut Lutz mit seiner „Breisacher Schule in den Jahren 1982 bis 1985. Seine 14 Stationen weisen mehrere Besonderheiten auf:

1. Die Stationen sind Teil der Glasfenster, die vom Boden bis zur Dachkante reichend Licht in den Kirchen-

raum fallen lassen. In ihrer Mitte nehmen „rostige Eisenkugeln, eingesetzt in wie Hände umgreifende Betonträger, die auch als ‚Lebensbäume‘ verstanden sein wollen“ [Hermann Brommer, 1988, Seite 13], die Darstellung des Passionsgeschehens auf. Seine Figuren sind aus Ahornholz geschnitzt. Die Eisenkugeln schließen sich von Station zu Station immer mehr.

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2. Das Kreuz, das Jesus ab der 2. Station trägt, dreht sich wie ein

Uhrzeiger von Station zu Station weiter, bis es bei der 12. Station aufgerichtet den Mittag erreicht. Diese Station fällt aus der Reihe der anderen heraus. Sie ist nicht teil eines Fensters und steht der Turminnseite gegenüber in einer Dreiecksnische. Die Eisenkugel ist am Längsbalken eines raumhohen Missionskreuzes der ehemaligen Kirche hinter ihrem Korpus Christi angehängt.

3. Helmut Lutz hat in den Stationen neben dem Passionsge-

schehen und seinen eigenwilligen Deutungen deutlich erkennbare Bezüge zu Fragen und Problemen unserer Zeit eingearbeitet.

Der Kreuzweg beginnt mit seiner 1. Station unmittelbar rechts neben dem Altarbezirk auf der linken Seite des Altarbezirks mit seiner 14. Station vor dem Taufbecken. und endet mit seiner 14. Station vor dem Taufbecken. Hinter dem Taufbecken, mit einer aufgesprengten Kugel, ist das Ziel des Kreuzwegs erreicht: „Nicht der Tod, sondern das Leben, nicht das Grab, sondern die Auferstehung, nicht der Karfreitag, sondern Ostern.“ [Eugen Storm, 2016, Seite 34]

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

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Biblischer Bezug: Matthäus 27,24
Jesus mit Dornenkrone trägt einen Mantel mit nach außen gerichteten Dornen: sie treffen nicht ihn sondern den Betrachter.
Pilatus sieht und weiß nichts: Sein Blick ist hinter einem Lappen an der Krone versteckt. Seine Worte sind nachgeplappert, es sind nicht seine eigenen: über ein Scharnier wird sein Mund fremdgeleitet.

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4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter

Die Situation dieser Kreuzwegstation hat ihren Hintergrund in der Volksfrömmigkeit.
Das Kreuz geneigt zur 4. Stunde „liegt“ zwischen Maria und ihrem Sohn Jesus. Im Vordergrund blüht eine Rose, ihr Stiel ist ohne Dornen. „Dies ein schon im Mittelalter beliebtes Bild für die Sündenlosigkeit Mariens, für die unbefleckte Empfängnis.“ [Eugen Storm, 2016, Seite 10]

5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz zutragen

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Biblischer Bezug: Matthäus 27,32.
In dieser Station spricht der Künstler den heutigen Betrachter deutlich an: hinter Simon ist eine Frau zu sehen, die mit anpackt und ganz rechts kommt von außen eine Hand, symbolisch also eine Hand von dem Betrachter der Station. Sie provoziert die Frage: Wo packst du mit an?

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

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Das Geschehen dieser Station geht auf eine Legende zurück, die zuerst in einem apokryphen Evangelium (Mitte des 4. Jahrhunderts) berichtet wird: Veronika wischte Jesus auf seinem Weg nach Golgatha den Schweiß vom Gesicht. Auf dem Tuch blieb ein Abdruck des Gesichts zurück.

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12. Station: Jesus stirbt am Kreuz

Biblischer Bezug: Johannes 19,30
An zentraler Stelle des Kirchenraum – im Osten seiner Ostwest-Achse – ist das alte Holzkreuz als 12. Station aufgerichtet. Sein Längsbalken zeigt die 12. Stunde.
Die geöffnete Halbkugel birgt links am Kreuzbalken die „schmerzensreiche Maria“. Ihr Kopf angelehnt an den Balken. Rechts ist Johannes, der Apostel und Lieblingsjünger Jesu, zu sehen. Er weist mit seinem Zeigefinger auf Jesus hin, so wie es Matthias Grünewald auf dem „Isenheimer Altar“ (Colmar) gemalt hat. Der Künstler verschränkt damit die beiden, Johannes den Täufer und den Apostel, in einer Figur.

13. Station: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß der Mutter gelegt

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Der Künstler symbolisiert in dieser Station das gemeinsame „Ja“ von Mutter und Sohn: „Das „JA-WORT“ der Mutter: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lukas 1,38) verbindet sich mit dem „JA-WORT“ des Sohnes: „Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille soll geschehen.“ (Lukas 22,42).“ [Karl Fütterer, 1999, Seite 30]

Letzte Station: Jesus ist von den Toten auferstanden

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Der Künstler hat den bekannten 14 Stationen eine weitere hinzu-gefügt. Sie symbolisiert das österliche Geschehen: die Enge der Kugeln ist aufgesprengt, ihr Inneres ist vergoldet.
Diese Darstellung ist wieder ein Anklang an den „Isenheimer Altar“ (Colmar), an die Gloriole, die den auferstandene Christus umscheint.

Historische Hinweise

1125Der Ort Schluchsee wird erstmals in einer Urkunde erwähnt: 1076 Schenkung des Landguts
Schluchsee an das Kloster St. Blasien
1275Weihe der St. Nikolaus-Kirche durch den Konstanzer Weibischof Inzelerius. Aus dieser Zeit
stammt der untere Teil des heutigen Turms.
1544Der Turm wird um das Glockengeschoss erhöht.
1662Das Kirchenschiff wird neu errichtet, der Zwiebelturm scheint aus dieser Zeit zu stammen.
1893Vergrößerung der Kirche nach den Plänen des erzbischöflichen Baudirektors Max Meckel,
der auch den Hochaltar in Auftrag gab, bauführender Architekt Genter, Freiburg.
1979/80Planung und Neubau der Kirche durch das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg mit Oberbaurat
Laule und Bauleiter Schill, künstlerische Beratung und Raumgestaltung durch Helmut Lutz aus
Breisach.

Links und Literatur

Januar 2023

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