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Vaterunser-Kapelle im Ibental
Ostansicht der Kapelle im Frühling nach der Restaurierung 2019/2020
Die Vaterunser-Kapelle steht oberhalb des Wagensteigbachs am Eingang zum Ibental rechterhand an der Landstraße (Ibentalstraße), die von Burg am Wald ins Ibental führt.
Als Grablege für sich und andere Familienmitglieder wurde die Kapelle von Dr. Theophil Herder-Dorneich und seiner Gattin gestiftet und am 25. März 1968 geweiht.
Die Kapelle steht auf der Gemarkung der Gemeinde Buchenbach seines Ortsteils Unteribental.
Liturgisch wird die Kapelle von der Gemeinde St. Blasius, Buchenbach, betreut, die zur Seelsorgeeinheit Dreisamtal gehört. Eigentümerin ist die Stiftung „Oratio Dominica“.
Der Kapellenentwurf stammt von Werner Groh, Architekt aus Karlsruhe. Der Kapellen-Grundriss ist ein gleichseitiges Sechseck. Über dem gedrungenen wirkenden Erdgeschoss aus Sichtbeton erhebt sich ein Turmhelm mit Glockenstube. 18 Meter hoch ragt er zusammen mit dem Kreuz auf seiner Spitze in die Höhe.
Kapelle-Ostseite mit dem Eingangsbereich, rechts das Namensemblem auf der Eingangstür
Die Kapelle und ihre Ausstattung zeigt dem Besucher neben dem Vaterunser als zentralem Thema eine Vielfalt von Symbolen zur Schöpfung, zum Kosmos, zum menschlichen Schicksals.
Im Zentrum des Kapellenraums steht der aus rötlichem Standstein gearbeitete Altar unter der Lichtkuppel des Turmhelms. Auf der vorderen Seite der Altarplatte ist die 4. Bitte des Vaterunsers zu lesen („Unser tägliches Brot gib uns heute.“). Über dem Altar hängt ein altes Wegkreuz aus dem Glottertal.
In sechs Nischen um den Kapellenraum hat der Breisacher Bildhauer Helmut Lutz die weiteren sechs Bitten des Vaterunsers zusammen mit Anklängen an den Schöpfungshymnus gestaltet.
Die Glasfenster der Nischen entwarf der Graphiker Alfred Riedel.
Die Nischen links vom Eingang – Südseite der Kapelle:
Feuerherd, Weihbrunnen, Materie und Psalter
Die Nischen rechts vom Eingang – Nordseite der Kapelle:
Gnadenstuhl, Turm zu Babel, Sabbath
Tageslicht fällt in die Nischen durch seitliche Glasfenster, die der Graphiker Alfred Riedel entworfen hat. Gefertigt sind sie im Stil von Betonglasfenstern mit dicke, vielfarbigen Glasstücken.
An der Kapellenrückwand hängt ein Mosaikschale, gestaltet von Hans Baumann, davor steht auf einem Sockel eine Marienstatue. Auf dem Fußboden eingelassen ist ein magisches Quadrat, ein Sator-Quadrat.
Spätestens, wenn man die Kapelle verlässt, fallen noch zwei weitere Details der Kapelle auf.
Über dem Türsturz des Ausgangs liest man den Abschlusstext des Vaterunsers
„Denn dein ist das Reich
und die Kraft und
die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen“
Der Text wird von zwei Emailtäfelchen begleitet. Die linke weist auf die Eucharistie hin, die rechte vielleicht auf das himmlische Jerusalem.
Rechts neben dem Ausgang fällt der Blick auf eine Sandsteintafel an der Wand: ein Chronogramm.
In seinem Text ist als Summe der darin markierten, mit römischen Ziffern geschriebenen Zahlen, das Jahr des Einweihungstags, 1968, verschlüsselt.
Übersetzt aus dem Lateinischen lautet der Text:
„Im Heiligtum des himmlischen Vaters
strahlet Herrlichkeit, stärkt Gnade, weilt Frieden“
Der Text ist vom Abt von Kloster Neuburg verfasst und der Kapelle gewidmet. Die Gemme mit einer Verkündigungs-Szene in der rechten unteren Ecke der Tafel erinnert daran, dass der Einweihungstag (25. März) auf das Fest Mariae Verkündigung fiel. [Johannes Amadeus, Seite 336]
Auf dem Weg vom Parkplatz zur Kapelle ruht auf einem Sockel eine große „Himmels“-Kugel mit Tierkreis-zeichen und den Symbolen der Evangelisten. Zwischen den bekannten astronomischen Tierkreiszeichen sind figürlich die Bilder der Evangelisten eingeordnet:
Stier – Lukas / Löwe – Markus / Skorbion – Johannes (Adler) / Wassermann – Matthäus (Mensch).
Skulptur auf den zwei rechten Fotos noch nicht renoviert, Aufnahmen von 2011
Foto links oben: Bild für Matthäus (Mensch) – Fische – Widder – Bild für Lukas (Stier)
Fotos rechts oben: Jungfrau – Waage – Bild für Johannes (Adler) – Schützen
Foto rechts: Bild für Johannes (Adler) – Schützen – Steinbock – Bild für Matthäus (Mensch)
Sonnenuhr
Als Sockelaufschrift, verteilt auf drei benachbarte Seiten, ist zu lesen:
„Du Mensch Sprache Gottes / gleiche der Sonne / ruh in der Mitte deiner Bewegung.“
Die vierte Sockelseite trägt die Zeitmarken für die Sonnenuhr, ihr „Zeiger“ ist die Achse der „Himmels“-Kugel, die über den Sockelrand hinausreicht.
Steigt man von der Landstraße, die ins Ibental führt, hinauf zur Kapelle, wird man linkerhand vom herabfließenden Wasser einer Brunneninstallation begleitet. Das Wasser sprudelt aus einem Brunnen, neben der Kapelle, der auf einem sechseckigen Betonsockel steht.
1965/67Bau der Kapelle
1968Weihe der Kapelle am 25. März 1968
2017Aufnahme der Kapelle in die Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg
2019/20Restaurierung der Kapelle mit Zuschuss der Denkmalstiftung
Mai 2020